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August 2002
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Warum manche Single Malt Whiskys knapp werden

Die Nachricht zu Weihnachten 2000 überraschte: Lagavulin war ausverkauft. Trotz Geld und guter Worte war beim Importeur nichts mehr zu haben. Wer vorgesorgt hatte, war fein raus. Im Frühjahr lieferte man wieder und so war der Zwischenfall schnell vergessen.

Bereits im Herbst 2001 war es wieder soweit. Lagavulin und Oban wurden vom dänischen Markt genommen. Auch in Deutschland war ab Oktober Schluss. Es ging aber nicht nur um diese beiden Malts. Auch Macallan 18 und Highland Park 18 waren aus. Sind alle 18-jährigen Malts betroffen?

Ist dies nur das Problem einiger weniger Brennereien oder haben wir es mit einem Problem der ganzen Branche zu tun? Rechnen wir kurz nach: Was geschah vor 14 bis 18 Jahren in der Welt? Was passierte 1983 bis 1987 auf den Britischen Inseln im Besonderen? Was hatte einen so großen Einfluss auf die Brennereien, dass heute so wenig Malt Whisky verfügbar ist?

Das Nachkriegs-Großbritannien, einstmals Weltmacht und Empire, rutschte über die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts in eine Wirtschaftskrise. Die Zeichen standen so schlecht, dass die langjährige Regierung 1979 durch Margaret Thatcher abgelöst wurde. Sie schuf das geflügelte Wort: "Britain, The sick man of Europe" (Britannien, der kranke Mann Europas).

Der Rückzug des Staates aus den Kohleminen war das härteste Ereignis der kommenden Reformen. Langjährig mit hohen Subventionen durch den Steuerzahler bedacht, wollte Thatcher dieses Fass ohne Boden stopfen. Der Gewerkschaftsführer Arthur Scargill rief 1984 zum Streik auf, der sich zum längsten Industriestreik im 20. Jahrhundert ausweitete. Über ein Jahr dauerte der Streik und er endete, genauso wie sein Vorgänger 1926, mit einem Desaster. Zigtausende zunächst im Streik, verloren am Ende ihre Arbeit. Die Politik war gescheitert. Gewalttätige Krawalle waren die Folge und stürzten Gesellschaft und Wirtschaft in eine tiefe Depression.

In diese Jahre des Wandels fallen besonders viele Brennerei-Schließungen: Banff 83, Brora 83, Coleburn 85, Convalmore 85, Dallas Dhu 83, Glen Albyn 83, Glen Mhor 83, Glenesk 85, Glenglassaugh 86, Glenlochy 83, Glenury 85, Millburn 85, North Port 83, Port Ellen 83, St. Magdalene 83.

Aber nicht nur diese Destillen hatte es erwischt. So renommierte Brennereien wie Ardbeg 81, Springbank 82 und Knockdhu 83 mussten für mehrere Jahre schließen. Und die Brennereien, die weiter liefen, schränkten die Herstellung ein. Oban lief während dieser Zeit gerade einmal mit 1/3 der Kapazität.

Ab wann wird es wieder besser? Wann hatte die Brennerei-Industrie die Krise überwunden? Der Jahreswechsel 88/89 brachte die Wende. Ardbeg und Springbank öffneten wieder und auch der restlichen Branche produzierte wieder mehr. Gut für uns, denn jetzt 12 Jahre später kann die weltweit hohe Nachfrage nach 12-jährigen Malts gut bedient werden.

Den 14 bis 18-jährigen Malts stehen jedoch noch mehrere harte Jahre ins Haus. Gibt es Geheimtipps, auf die man ausweichen kann? Mauerblümchen, die im Verborgenen reiften und vom Markt vergessen wurden? - Ja, diese Malts gibt es tatsächlich. Wir müssen aber auch nach Brennereien suchen, die damals mit großer Kapazität liefen und heute keinen so guten Ruf mehr im Markt haben. Es sind zum Teil die Brennereien, deren großer heutiger Ausstoß ihrem Ruf schadet, deren ältere Malts sich aber nicht verstecken müssen. Sie haben nämlich die hohe Qualität, mit denen die Marke groß wurde. Das Massenprodukt erschien erst deutlich später