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Januar 2002
whisky-seiten

Das richtige Glas für den Genuss

Die Qual der Wahl

Welches Glas eignet sich am Besten zum Genuss von Whisky? Kann es auf diese Frage eine einfache Antwort geben? Oder gibt es für verschiedene Whiskys unterschiedlich geeignete Gläser? Die großen Whisky-Hersteller bieten 'passende' Gläser an. Sind sie bei der Auswahl vom Marketing getrieben? Haben sie bei ihrer Glaswahl vielleicht unrecht?

Eins steht für den Fachmann von vornherein fest: Ein gerader Tumbler ist für jede Art Whisky ungeeignet. Er bietet eine große Öffnung zum Einfüllen von Eis und isoliert mit seinem dickem Boden den Whisky sehr gut von der Handwärme. Doch diese Eigenschaften sucht der Genießer nicht bei einem Glas; er versucht sie sogar ganz bewusst zu vermeiden.

Zur Auswahl des richtigen Whisky-Glases fragen wir uns zuerst, was wir von dem Glas erwarten. Gehen wir dabei in der Reihenfolge der Verkostung vor.

Im Glas betrachten wir den Whisky und begutachten die Farbe. Da wir keine große Menge einfüllen, darf das Glas nicht zu groß sein. Normale 4 cl verlieren sich schnell auf einem großen Boden. Zum Betrachten sollte man mindestens 1 cm Flüssigkeit im Glas haben, damit die Färbung nicht zu blass ausfällt. Je dicker die durchleuchtete Schicht ist, um so kräftiger fällt die Farbe aus.

Als zweites schwenkt man den Whisky vorsichtig im Glas. Das Benetzen der Glaswand bringt zwei Vorteile. Zum Ersten vergrößert sich die Oberfläche des Whiskys und es verdampft mehr Aroma. Zum Zweiten bilden sich Tropfen an der Glaswand, während der Whisky in den Kelch zurück fließt. Anhand des Fließbildes lässt sich die Zähigkeit des Whiskys beurteilen. Je älter der Whisky, um so ausgeprägter sind die Tropfenbahnen. Der Fachmann nennt sie auf Englisch 'Legs = Beine'.

Wir benötigen unbedingt ein tulpenförmiges Glas, um das Aroma des Whiskys aufzufangen. Die kleine Öffnung verhindert, dass das Aroma schnell verfliegt sondern gebündelt mit der Nase aufgenommen wird. Zur Betrachtung des Whiskys eignet sich vor allem Kristallglas. Die Oberfläche ist deutlich glatter als bei industriellem Glas und reflektiert weniger Licht. Der Kontrast ist besser und der Whisky leuchtet im Glas. Je älter ein Glas wird, um so mehr spielt das härtere Kristallglas seine Vorzüge aus. Seine Oberfläche ist widerstandsfähiger gegen Verkratzen.

Hocharomatische Whiskys, wie sie auf den schottischen Inseln hergestellt werden, können größere Kelche ausfüllen, als es ein weicher Lowland Whisky oder Irish schafft. Das ideale Glas für starke Whiskys ist deshalb größer. Hier ist durchaus der Vergleich mit Wein gestattet, bei dem die kräftigeren Rotweine aus dem gleichen Grund in größeren Gläsern serviert werden.

Umstritten in der Fachwelt bleibt die Form der Glas-Lippe. Wölbt sich das Glas am Rand nach außen, strömt der Whisky breiter auf die Zunge. Damit verhindert man, dass der Whisky zu schnell die hinteren Bereiche der Zunge erreicht, wo wir vor allem bittere Stoffe schmecken. Bei Whisky zählt dieses Argument jedoch nicht so stark, da man weniger Flüssigkeit trinkt und man wegen des hohen Alkoholgehalts vorsichtiger trinkt. Viel bedeutender ist die Größe des Kelch-Volumens und die Verengung zum Auffangen des Aromas.

Gönnen Sie sich für Ihren privaten Whisky-Genuss zumindest ein Kristallglas. Es kostet zwar etwas mehr als 10€, aber mit Vorsicht behandelt und mit der Hand gespült, dient es Ihnen ein Leben lang. Für größere Anlässe verwenden Sie besser Industrieglas. Der Verlust in der Spülmaschine lässt sich mit 3 bis 4€ pro Glas leichter verkraften.

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