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September2002
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Wo fängt guter Whisky an?

Die moderne Werbewirtschaft macht uns Verbrauchern das Leben nicht leicht. 'Old Saddler 12 Jahre Blended Scotch Whisky' - Ist das ein guter Whisky? Er ist 12 Jahre alt! Wenn nicht dieser, dann doch bestimmt: 'Glenfiddich Malt 12J Special Reserve' zum doppelten Preis? Die Attribute: reiner Malz-Whisky, 12 Jahre gereift und dann noch aus einem speziellen Vorrat, sprechen doch für sich, oder?

Durch übertriebene Werbung, Superlative und Halbwahrheiten ist der Verbraucher notgedrungen kritischer geworden. Man muss heute schon ganz genau lesen was in einer Flasche drin ist, will man nicht am Ende des Tages enttäuscht werden. Ohne jetzt guten Blended-Whiskys ihre Klasse absprechen zu wollen, geht es heute den meisten Genießern in Mittel-Europa um den reinen Malt-Whisky. Das hier Gesagte gilt aber genauso für amerikanischen Premium Kentucky Straight Bourbon und für Irish oder Canadian.

Die erste Entscheidung bei der Auswahl fällt also nach der Angabe auf dem Etikett. Ist es ein Single Malt aus einer einzigen Brennerei oder etwa ein Pure Malt, der aus Malt Whiskys verschiedener Brennereien vermischt wurde?

Ihren zweiten Blick sollten Sie noch vor dem Alter auf den Namen des Whiskys richten. Hier ist Erfahrung, ein Buch oder das Internet gefragt. Ähnlich zu den Weingütern macht die Herkunft des Malts einen Großteil seines Geschmacks und der Qualität aus. Trägt die Flasche einen Fantasienamen (z.B. Glenmogel), dann handelt es sich um wechselnde Qualitäten, die preisgünstig aus Überschussproduktionen zusammengekauft wurden. Trägt die Flasche einen existierenden Brennereinamen, dann ist die Herkunft bekannt. Meist kann die Qualität durch Vergleich mit anderen Flaschen aus dieser Brennerei bestimmt werden.

Doch auch zwischen den Abfüllungen einzelner Brennereien gibt es himmelweite Unterschiede. Nachdem 'Rasse und Herkunft' bestimmt sind, gehen wir als nächsten Punkt auf das Alter des Whiskys ein. Älter ist nicht immer aber in der Regel auch besser. Besondere Auswahl bieten Brennereien, die nicht nur das Alter sondern auch den Jahrgang auf dem Etikett angeben. Hier findet man eine größere Vielfalt, da jeder Jahrgang anders ausgeprägt ist. Doch es gibt Brennereien, die legen weniger Wert auf die Angabe des Alters als auf die Qualität des Malts. Mehr und mehr erscheinen hochwertige Malt Whiskys in Mitteleuropa ohne Altersangabe, wie es beispielsweise die hervorragenden Bowmore Darkest oder Aberlour a'bunadh mit 59,6% zeigen.

Wobei wir beim nächsten Qualitäts-Merkmal angekommen sind: Dem Alkoholgehalt. In der Regel gilt, je höher der Alkoholgehalt, um so hochwertiger der Ma

lt Whisky. 40% stehen an preiswerten Standardabfüllungen. 43% stammen oft aus dem Duty-Free-Markt, die dem Käufer ein bisschen mehr Gehalt gönnen, da die hohe Alkoholsteuer nicht zu entrichten ist. Richtig gut wird es ab 46%, der Stärke für Genießer. Mit der höherprozentigen Abfüllung gibt man dem Käufer die Möglichkeit, den Alkoholgehalt durch die individuelle Zugabe von Wasser selbst einzustellen. Unmittelbar bei der Zugabe des Wassers ins Glas werden besondere Aromen frei, die vor allem in der Nase und weniger am Gaumen empfunden werden. Mehr Riechen und weniger Trinken lautet der Wahlspruch der Genießer. Als schöner Nebeneffekt fährt man auch etwas preiswerter, da man so mit einer Flasche länger auskommt.

Hochprozentig bedeutet aber nicht immer Fassstärke, obwohl oft damit geworben wird. Qualitativ über den hochprozentigen Malts (z.B. Glenfarclas 105 60%) stehen die echten Fassstärke-Abfüllungen, die alle im Alkoholgehalt verschieden sind. Kein Fass reift wie das benachbarte und so erreicht jedes mit einem anderen Alkoholgehalt sein optimales Reifestadium. 40,x% bei Flaschen mit über 35 Jahren sind genauso möglich, wie über 63,5% bei kurz gereiften, großen Fässern.

Wo fängt jetzt guter Whisky an? Die Gelehrten und Experten sind sich uneinig. Je nach persönlichem Erfahrungsstand schwört der Eine auf besonders alte Malts, der Zweite auf Hochprozentige und der Dritte findet nur in Einzelfassabfüllungen seine Erfüllung. Wir von The Whisky Store ziehen unsere Grenze beim Brennereinamen. Können wir die Herkunft eines Whiskys sicher bestimmen, hat die übertriebene Werbung verspielt. Ob 'Special Reserve' mit Millionen-Auflagen oder 'Glenmogel' aus dem großen Bottich; die Angabe des Brennereinamens auf dem Etikett lässt 'fast' keine Übervorteilung des Kunden zu.

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