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September 2003
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Die Brennereien an der Südküste Islays

Verlässt man die Islay-Hafenstadt Port Ellen in Richtung Osten, so erreicht man zunächst die Brennerei Laphroaig, dann Lagavulin und zuletzt Ardbeg. So sehr sich die Brennereien mit ihren weiß gestrichenen Gebäuden in den kleinen Buchten der malerischen Küste auch gleichen, so verschieden sind ihre Single Malts und die geschmacklichen und wirtschaftlichen Absichten der Besitzer.

Der unbedarfte Malt Whisky Genießer wird sagen: "Rauch! Ich schmecke nichts als Rauch." Doch so einfach ist die Unterscheidung Rauch - kein Rauch nicht. Die Rauchigkeit eines Malts hat seine Ursprünge in der Geschichte. Auf den entlegenen Inseln war Kohle zum Darren des Malzes Mangelware. Zu viel kostete der Transport von den englischen Kohlegruben hinaus auf die entlegenen Inseln. Also verwendete man getrockneten Torf, um das keimende Malz zu trocknen. Auf dem Festland war die Kohle preiswerter, so dass der Torf früher verdrängt wurde.

Laphroaig erreichte bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts über den Commonwealth eine weltweite Verbreitung. Der langjährige Distillery Manager Iain Henderson machte in jungen Jahren auf einem Schiff in Asien die erste Bekanntschaft mit "dem intensivsten Single Malt", so wie es das Etikett sagt. Das stark aromatische und rauchige Aroma nahm ihn gefangen. So rauchig dieser Malt im Aroma ist, so überraschend weich und mild ist sein Geschmack. Die stark eingeschnürten Brennblasen sorgen für eine Trennung von weichen und scharfen Geschmacksbestandteilen. Die weltweite Zahl der Laphroaig-Liebhaber stieg beständig an. Heute ist Laphroaig in vielen besseren Supermärkten vertreten und die Brennerei arbeitet an der Kapazitätsgrenze. Extreme Absatzmengen über 1 Mio. Flaschen pro Jahr bedeuten fast immer Einbußen an der Qualität. Heute wenden sich die Kenner der früher abgefüllten Single Malts vermehrt den Laphroaigs in Fassstärke und dem älteren 15-jährigen zu. Hier sind die Mengen noch nicht so riesig und der Geschmack ist deutlich urtümlicher.

Lagavulin, der heute am häufigsten genossene dieser drei Single Malts begann seinen Aufstieg erst viel später. Es gab zwar eine 12-jährige Abfüllung, doch die führte ein Schattendasein. Anfang der 90er Jahre nahmen ihn seine Besitzer United Distillers & Vintners in die mittlerweile weltberühmte Reihe der "Classic Malts of Scotland" auf. Damit ging es Schlag auf Schlag. Die Verkaufszahlen explodierten förmlich und im Jahr 2000 fand sich Lagavulin bereits vor Laphroaig mit 1,6 Mio. Flaschen auf dem 8. Platz der weltweiten Single Malt Hitliste wieder. Maßnahmen, die Intensität von Lagavulin etwas abzuschwächen und sich dem allgemeinen zwar rauchigen aber nicht zu intensiven Trend anzuschließen, wurden vor wenigen Jahren eingeleitet. Man senkte den Rauchgehalt etwas ab. Ab 2013-16 werden diese Fässer auf den Markt kommen. Ob das die richtige Entscheidung war? - Wir werden uns so lange gedulden müssen. Bis vor wenigen Jahren füllte Lagavulin nur diese eine 16-jährige Abfüllung ab. Heute schwenken Genießer begeistert auf die in Pedro Ximenez Fässern nachgereifte Abfüllung des Lagavulins um. Bei ihr verbindet sich ein sehr schwerer Sherry mit einem intensiven Malt zu einem sehr komplexen Tropfen.

Die letzte der drei Perlen an Islays Südküste ist die erst 1989 wieder eröffnete Brennerei Ardbeg. Viel Aufwand stecken die Besitzer in die weltweite Verbreitung des heute 10-jährigen Malts. Der Malt ist im Aroma ähnlich intensiv rauchig wie die beiden anderen, doch die kleinere und offenere Brennblasenform lässt den Geschmack kräftiger ausfallen als beim Laphroaig. Bei der Einführung des Single Malts in 1999 hatte man sich auf die Fahne geschrieben, einen besseren Malt als Laphroaig, aber in gleichen Stückzahlen auf den Markt zu bringen. Mächtige Vertriebspartner hat man sich deshalb weltweit gesucht. Die Absatzzahlen steigen rasant an, da man den Ruhm alter Malts aus Zeiten vor der Schließung erfolgreich auf die neuen Flaschen überträgt. Kenner schwärmen heute vom immer noch erhältlichen Ardbeg Lord of the Isles mit 25 Jahren.

Auch wenn sich die Erfolgsgeschichten dieser Brennereien, trotz der zeitlich getrennten Reihenfolge, sehr gleichen, so zielen alle drei Brennereien auf unterschiedliche Märkte und machen sich nur bedingt Konkurrenz. Lagavulin hebt zur Begrenzung der zu großen Nachfrage seine Preise seit Jahren massiv an. Sie stoßen damit in den absoluten Premium-Markt vor. Preislich wird man wohl bald den Bowmore 17J erreichen, der mit deutlich über 50,00 EUR pro Flasche das große Vorbild ist. Laphroaig dagegen tendiert zu noch größeren Stückzahlen, die nur im preiswerten Marktsegment zu erreichen sind. Die große Produktionskapazität mit 7 Brennblasen erlaubt diese Strategie. Ardbeg als Newcomer im Massenmarkt möchte die Mitte zwischen diesen beiden Marken ausfüllen.